19.09.14 Ins Zentrum und darüber hinaus

Der Plan für den heutigen Tag – und damit auch die Route – erfuhr eine spontane Änderung. Kings Canyon mag zwar sehenswert sein, aber es ist auch ein sehr touristisch ausgelegter Ort. Nach zwei Tagen am Ayers Rock hatte ich davon eher die Nase voll … und außerdem sagen Kenner, es gibt noch schönere Plätze, z.B. Rainbow Valley. Aus diesem Grunde und auch aus tanktechnischen Gründen am Wochenende (lange und umständliche Erklärung, spare ich mir hier) habe ich ohne Trauer dieses Ziel ausgelassen und bin von Yulara aus nach Osten aufgebrochen, den Lasseter Highway bis zum Stuart Highway beim Erldunda Roadhouse. Hier bin ich nach Süden abgebogen bis zum ca. 70km entfernten Kulgera Roadhouse, wo ich mich bei der Polizei nach dem Zustand der Straßen östlich von dort erkundigte und – nach deren positiver Auskunft – wieder gen Osten fuhr auf einer unbefestigten Straße in Richtung Finke (Aputula bei den Aborigines). Soviel zur Route. Ich habe es sehr genossen, wieder vom Asphalt weg zu sein, obgleich es viel bequemer ist, darauf zu fahren. Aber mir ist aufgefallen, dass die Landschaft dann viel eher vorbeiläuft wie ein Film … auf einer Naturstraße dagegen spürt man die Beschaffenheit der Gegend, ist irgendwie dichter dran. Schwer zu beschreiben, dieser Unterschied, aber vielleicht wisst Ihr, was ich meine.

Unterwegs gab es keine Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne, aber manch spektakulären Ausblick, Natur eben, Weite, Vogelgesänge so schön, dass man Gänsehaut kriegt. Und einen kleinen Ausflug zum Zentrum Australiens gab es auch. Wer bisher dachte, da sei ich schon längst – ja, grundsätzlich schon, doch am wirklichen geografischen Mittelpunkt war ich erst heute. Dahin führte ein Pfad, der als „nur für Allradfahrzeuge“ ausgeschildert war. Mehr als berechtigt. Wie so oft im Leben muss man sich den Weg zum Kern einer Sache sehr mühsam erarbeiten. Gerade deshalb oder dennoch wunderschön, mit vielen Blumen ringsum (es hat vor ein paar Tagen ein paar Regentropfen gegeben), mitten im Busch, herrlich! Natürlich habe ich mich ins Gästebuch am Ziel eingetragen, bestimmt wäre ein Geocacher (bin ja keiner) hier auch irgendwo fündig geworden. Außer mir war heute laut dem Buch nur ein Ehepaar dort, sonst niemand. Zu diesem abgelegenen Flecken finden nicht viele …

Danach fuhr ich nach Finke weiter, weil all mein Kartenmaterial dort einen Zeltplatz ausweist. Stimmt aber nicht, es gibt keinen. Als ich mich nach erfolgloser Suche kurz vor Einbruch der Dunkelheit schon recht verzweifelt (hier gibt es ansonsten nichts rundherum, der Ort liegt mitten in der Wüste, aber ich muss gestehen, manche Gestalten, die hier herumirren, sind sehr unheimlich … da hätte ich nicht wild irgendwo stehen wollen) an die Chefin des kleinen Ladens wandte, riet sie mir davon ab, irgendwo allein zu parken und bot stattdessen an, ich könne die Nacht bei ihr im Hinterhof stehen 🙂 Da stehe ich nun, bin nachher noch auf einen Tee mit der netten Backpackerin aus Frankreich, die hier für zwei Monate gearbeitet hat, verabredet. Und morgen geht es dann ganz früh auf die Old Ghan Route nach Norden, Fernziel Alice Springs. Kilometermäßig nicht weit weg, aber die Strecke soll recht harsch sein.

Bilder:
1. Mount Connor an der Strecke von Yulara nach Erldunda
2.-3. Diese munteren Zebrafinken sah ich an der Stelle, wo obiges Bild entstand. Sie fegten wie der Blitz hin und her, saßen als große Gruppe in den Büschen. Das war ein Gezwitscher 🙂
4.-13. Entlang der Strecke von Kulgera nach Finke … blühende Wüste
14.-17. Entlang der Strecke zum geografischen Zentrum Australiens
18.-22. Am Mittelpunkt des Kontinents
23. Mein vergleichsweise gesicherter Stellplatz für die Nacht in Finke

2 Gedanken zu „19.09.14 Ins Zentrum und darüber hinaus“

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