"Ich bin im Kloster"

schwester-mit-kindGanz offensichtlich. Doch so manches Mal muss ich es mir selbst klarmachen. Klingt komisch, nicht wahr? Zumal ich ja ständig Gebet, Gottesdienst, Frauen mit Schleier usw. vor Augen habe. Doch das wird ziemlich schnell ziemlich alltäglich, so wie all das andere „typisch Klösterliche“ auch, denn das wahre Abenteuer liegt jenseits aller sichtbaren Aspekte. Ich bin im Kloster. Es gibt Momente, da kann ich es gar nicht fassen. Genau dahin wollte ich ja – und nun bin ich schon so viele Monate hier. Und trotz aller Widrigkeiten so gerne! Was hat mich eigentlich hierher geführt? Diese Frage stelle ich mir derzeit – wo es nun auf das Noviziat (und damit auch auf das äußerliche Schwesterwerden) zugeht, immer öfter. Viele Fäden sind in diesem „Motiv-Gewebe“ enthalten, so unterschiedlich wie das Leben selbst, so bunt, trist, haltbar, hauchfein, glatt, rauh, knotig, schön, unscheinbar, offensichtlich oder verborgen. Ich behaupte nicht, das ganze Gewebe zu kennen – ob es überhaupt jemals möglich und erträglich wäre? Aber eines sehe ich doch, es zieht sich wie ein Kettfaden durch alles andere hindurch. Ahnung, Sehnsucht, ganz handfestes Erleben, so oft: innigste Liebe. Sie macht das Leben lebenswert, über-lebbar, hat mich durch so vieles schon hindurch getragen, erfüllt mich mit Hoffnung und zieht mich immer mehr zu sich. Sie, die menschgewordene Liebe, die so nah ist und doch so unbegreiflich bleibt. Kann ich es besser erklären? Nein, tut mir leid, ich versteh es ja selbst nicht. Darum ist es ok, wenn andere die Köpfe schütteln. Tu ich auch oft. Spätestens, wenn ich mal wieder merke: „Ich bin im Kloster!“ Unglaublich, oder?

3 Gedanken zu „"Ich bin im Kloster"“

  1. Ja, irgendwie kenne ich die Thematik. Grade die Tage hatte ich ein Interview bei der Kirchenzeitung "Glaube und Lebe", zusammen mit einem weiteren Weihekandidaten.
    Warum möchte Sie Diakon werden?
    Einen gelben Papierschein kann ich nicht vorlegen, auf dem der 'Chef' mir bescheinigt: "Probiers mal mit dem Diakonat, damit kommst Du Deiner Bestimmung näher!".
    Es sind, wie Du beschreibst, viele Fäden, die dieses Gewebe ergeben.
    Begegnungen, Situationen, Stille Zeiten des Gebets, Zeiten der Erfahrung, des Zweifels, des Gesprächs, des Zuspruchs.

    Mein Textil wird noch lange nicht zu Ende gewoben sein, geschweige denn ein Kleidungsstück daraus genäht sein.
    "Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen. Wohin er uns stellt sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt." (GL 464) Diese erste Strophe des angestimmten Liedes triffts jedenfalls für mich: ER stellt mich dorthin, wo er es für den Augenblick für nötig hält. Das genügt, mehr muss ich zur Zeit nicht wissen. Weil es nicht für alle Zeiten gelten muss: Ich weiß heute noch nicht, was in fünf Jahren ist. Wohin er mich stellt, da soll ich, da sollst du, da sollen wir es zeigen.
    Mancher Stolperstein liegt auf dem Weg. Ich mühe mich diese Stolpersteine mit Humor zu nehmen: So lässt es sich entspannter durch die Zeit reisen.
    Ich bin gespannt auf das, was kommt.
    Und Dir: Gottes Segen auf dem Weg ins Noviziat.

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  2. Nein, ich will den Kopf nicht schütteln! Ganz im Gegenteil: Ich wünsche Dir, daß dieses unserem Geist undurchdringliche, aber freundliche Feuer nie erlöschen möge und Dich auch über jene Momente hinweg trage, in der wir uns selbst und die Welt um uns (und sei die klösterliche) kalt empfinden … Gottes Segen und Danke für diesen Eintrag!

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  3. Ganz herzlichen Dank Euch beiden für die lieben Rückmeldungen! Manchmal denke ich, meine Erlebnisse sind jenseits dessen, was andere so im Alltag erleben. Dann zu lesen, dass es Euch so ähnlich ergeht bzw. Ihr aus meinem Geschreibsel etwas mitnehmt, tut einfach gut 🙂

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