12.09.14 – Auf zu den Goldgräbern!

Die erste Nacht im Auto war mit Hindernissen behaftet. Bis ich das Moskitonetz überhaupt hängen hatte, dauerte es schon, und dann kam es runter, als ich fast eingeschlafen war. Also wieder raus, mit zunehmender Müdigkeit macht Basteln immer mehr Freude … dem Sortiment Kabelbindern sei es gedankt, dass sich schließlich eine äußerst haltbare Lösung fand. Ohne die eh nicht haltenden Tesa Powerstrips. Danach war die Nacht trotz herumgröhlender Männer (glaube, mein Nachbar war dabei, ein Lokführer, der mir am Abend noch stolz erzählte, dass er u.a. auf der Linie des legendären Indian Pacific fährt) entspannt, nur zunehmend eisig. Der scheinbar dicke Schlafsack hielt nicht genug ab, mit Pudelmütze wars aber auszuhalten. Ab jetzt kommt das Flanellinlett dazu!

Der Morgen begann frisch mit 7℃, doch die Dusche war heiß! Anschließend habe ich die Stadt Northam bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein spazierend besichtigt, wobei ich wegen der Kühle auf Sonnencreme verzichtete. Ein Fehler, nun leichter Sonnenbrand im Gesicht. Außer der Landschaft am Avon River fand ich jedoch nicht soviel sehenswert, doch da war es wirklich wunderschön! Erst beim Hinausfahren aus der Stadt entdeckte ich noch die St. John‘s Church, eine anglikanische Kirche mit deutlich katholischem Einfluss in der Einrichtung, habe ich so stark noch nie gesehen. Der nette Küster war gerade am Werkeln, wunderte sich darüber, dass ein Auswärtiger überhaupt mal seine Kirche besucht und erzählte dann viel über Kirchengebäude, Gemeinde, den Geldmangel, die fehlende Jugend und seine Familie (alteingesessen in der Gegend).

Danach ging es auf den Weg nach Kalgoorlie. Das Navi sagte lapidar „Folgen Sie der Route für 422km“. Besondere Orte gab es unterwegs nicht, jedoch eine großartige Landschaft, deren allmählicher Wechsel vom Wheatbelt hin zum Western Woodland mich faszinierte. Fast die gesamte Strecke lief die Wasserpipeline (der Wert des Inhalts wird deutlich am Namen: Golden Pipeline) Perth-Kalgoorlie samt der zahlreichen Pumpstationen parallel zur Straße, über weite Strecken auch die Eisenbahnlinie, die weiter durch die Nullabor nach Südostaustralien führt. Einige mehr oder minder winzige Orte lagen am Wege: Tammin, Merredin, Walgoolan, Southern Cross, Coolgardie sind einige davon. Ein paar Mal hielt ich an für Fotos, auch auf der Landstraße, die übrigens tw. so schlecht war, dass mir trotz der guten Federung des Wagens Gepäck aus dem Fach fiel. Beim Mittagessen in Merredin verquatschte ich mich mit einer Dame aus Melbourne, die auch allein reist, so dass ich viel zu spät wieder losfuhr. Danach war kaum noch Zeit für Bilder, denn ich wollte unbedingt vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel sein. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass ich aus Coolgardie kein Foto habe – dabei wäre manches sehr sehenswert gewesen, gerade im tollen Abendlicht. In der Dämmerung, die hier nur sehr kurz dauert, kam ich bei 28℃ in Kalgoorlie an und bin, gegen meinen Plan, wieder auf dem Campingplatz gelandet, denn ich hatte keinen Nerv, mir im Dunkeln noch einen Stellplatz zu suchen.
Übrigens weiß ich nicht, wie sich die Sache mit dem Akku meines Tablets weiterentwickelt. Auf 437km heute hat es doch tatsächlich von 6% heute früh auf 16% heute Abend geladen im Auto. Super blöd, denn dieses Ding ist mein ErsatzGPS, enthält alle topographischen Karten und ist die einzige Chance, mit Bildern zu bloggen. Morgen muss ich ausführlich frühstücken, denn in der Küche gibt es ne Steckdose …

Ach ja, und noch ein Wort zum Thema Kühlbox … ich dachte natürlich, das Ding kühlt nur, und habe es deswegen bis zum Anschlag aufgedreht. Weit gefehlt, dieses Modell gefriert, und zwar richtig. Der Salat war, als ich gestern früh merkte, dass da ganz klein „Refr“ am Einstellungsrad steht, natürlich hin. Das Brot war heute Morgen immerhin aufgetaut, und die Milch zumindest teilweise. Ab morgen dürfte sie trinkbar sein. Also: Kühlbox nur auf „cool“ stellen.

Bilder:
1.-5. Northam
6. Wheatbelt, Weizenfelder, soweit das Auge blickt
7. Technik-Museum in Cunderdin
8. Historisches Museum in Kellerberrin
9. Einer der vielen langen Züge mit Erzen (ich war leider zu langsam, deswegen sind die Loks nicht mit drauf)
10. Info zum Rabbit Proof Fence
11. Pub in Southern Cross
12.&14. Die Landschaft ändert sich zum Woodland
13. Typische „Raststätte“ im Nirgendwo

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