Bücherlotto

In der Fastenzeit ist es – eigentlich in allen Klöstern? auf jeden Fall hier – üblich, dass man sich ein biblisches Buch genauer vornimmt. Diese Tradition geht zurück auf die Benediktsregel, wo es heißt, dass in derE_Ezechiel Fastenzeit jeder Bruder ein Buch aus der Bibliothek bekommt und lesen soll. Lange haben die Ordensleute dann erbauliche Literatur erhalten; bis man irgendwann entdeckte, dass es eigentlich um biblische Bücher ging. Nur – wie kommt jeder zu seinem Buch? Selber aussuchen? Die Experten würden dann womöglich den Titusbrief wählen 😉 Nein. Die Lösung heißt: Losverfahren. Dasselbige fand am Aschermittwoch beim Fastenkapitel* statt. Und wie so oft hatte ich auch da ein „glückliches“ Händchen und zog den Propheten Ezechiel … 48 Kapitel … Die Schwester neben mir zog übrigens Jona. Tja, das Leben ist nicht immer gerecht 😉 Also lese ich nun neben diversen anderen Büchern auch noch den Ezechiel. Recht mühsam und abgefahren, aber nicht ohne Gewinn. Ansonsten ist die Fastenzeit hier durch mehr Stille gekennzeichnet. Freitags z.B. wird bei keiner Mahlzeit gesprochen. Die Orgel schweigt. Freitagsabends ist Kreuzweg. Wirkliches Fasten bleibt allerdings jedem selbst überlassen – manche fasten Süßes, andere Fleisch, Alkohol oder was auch immer, andere nicht, die haben dafür persönlich andere Vorsätze. *Kapitel bezeichnet verschiedene Dinge: einerseits die Lesung eines bestimmten Kapitels aus der Regel; andererseits die Veranstaltung, bei der das Kapitel gelesen wird; und drittens die versammelte Gemeinschaft. Beim Fastenkapitel wurde natürlich auch das Kapitel aus der Regel übers Fasten verlesen, ansonsten geklärt, wie mit bestimmten Dingen in der Fastenzeit verfahren wird. Und natürlich Bücherlotto veranstaltet.  E-Initiale zum Ezechiel-Kapitel der Winchester-Bibel (12. Jh.)

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