Lonely hearts

Dieser Beitrag des von mir sehr geschätzten Blogs „Raumrauschen“ erschien am Tag meiner Aufnahme ins Noviziat: http://www.raumrauschen.de/lonely-hearts-nachtgedanken-eines-priesters/. Und er lässt mich nicht mehr los, weil der Autor so dicht etwas beschreibt, was sich mit meiner Erfahrung deckt.

„[…] Vor der Bühne rückten Menschen näher und nahmen sich in den Arm. Sie bewegten sich zur Musik, hielten sich, waren sich ganz nah. Unter dem sommerlichen Abendhimmel wurde es wahr – wie in Feldern aus Gold zu liegen.
Aber ich war nur allein – gefühlt. Keiner war da für den Arm, die Hand, die Nähe. Und jetzt, wie ich diese Zeilen im Bett schreibe und dem nachgehe, da fällt es mir schwer mit diesem Gott in eine Beziehung zu gehen und für diesen Tag zu danken. Weil er in dem Moment, bei genau diesem Lied nicht da war. Zumindest nicht für mich! Und es fällt mir schwer mich mit den Päarchen zu freuen, denn bei mir ist es gerade nur noch leer. Kein Abendhimmel mehr und keine haltende Hand. Und die Leere füllt sich mit der Sehnsucht des Liedes „You remember me when the westwind moves“, das in der Dauerschleife neben mir läuft. Wird es wahr?“
(Auszug aus dem oben verlinkten Beitrag von Matthias Fritz)

Nachtgedanken eines Priesters – und einer angehenden Ordensfrau ebenso. Auch wenn ich nicht an meiner Lebensform zweifle, so gibt es sie doch, diese Leere, diese Sehnsucht nach dem Arm eines Freundes oder der Schulter zum Anlehnen. Ich würde lügen, würde ich sagen, mir fehle nichts. Klar fehlt was. In erster Linie ist es eben die menschliche Nähe. Ja, trotz des Lebens in einer relativ dichten Gemeinschaft (in der man auch ganz schön einsam sein kann …). Denn diese Sehnsucht ist eine, die sich eine zutiefst vertraute Person an meiner Seite wünscht, nicht Trubel und Schwestern, sondern die unmittelbare Nähe von Menschen, die in meinem Herzen einen besonderen Platz haben – und ich in deren. Eben: wirkliche Freundinnen und Freunde. Diese Nähe ist selten geworden im Kloster – und Kontakte per Telefon, Briefe und Mail können sie nur bedingt ersetzen. In den wirklich tiefen Momenten, wie sie oft in den stillen Stunden der Nacht oder des Sonntagnachmittags vorkommen, meist ohnehin nicht. Dann – wie auch manchmal in der Begegnung mit Paaren und Familien – brennt das Alleinsein besonders. Es ist ein Schmerz, über den sich kein frommes Pflaster pappen lässt, weil es nur noch mehr wehtäte. So innig auch die Beziehung zu Gott sein mag, und so sehr Er mir auch helfen mag, mit der um Seinetwillen freiwillig gewählten Leerstelle zu leben – Er ist kein Ersatz, kein Lückenbüßer. Gott ist und bleibt der ganz andere. Manchmal der so Unverständliche, Unergründliche. Der mir dennoch immer wieder die Momente Seiner Nähe schenkt, einer anderen Nähe, die trotzdem tröstet und den Schmerz lindert, ohne die Narbe zu verdecken oder gar wegzuzaubern. In den Exerzitien habe ich mich viel mit dem Text aus Lk 14 beschäftigt, in dem vom Ernst der Nachfolge die Rede ist. Mehr als deutlich wird da der Preis der Nachfolge genannt. Darauf gibt es keinen Rabatt; das Kreuz tragen heißt, dass es Leerstellen in meinem Leben geben wird. Auch wenn es der Weg mit und auf Gott hin ist. Nachdenkliche Grüße vom stillen Nachmittag des Statio-Sonntags …

1 Gedanke zu „Lonely hearts“

  1. Oh ja, ich genau, wovon Du redest….

    Hinhalten, aushalten, vor IHM sein, weinen, ehrlich da sein,… all das hilft (mir) meist…
    Aber die Narbe schmerzt – immer wieder neu…

    Eine herzliche Umarmung aus der Ferne,
    Chiqitac

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