Heute begehen wir den Gedenktag des Hl. Ignatius von Antiochien. Er lebte Anfang des 2.Jh. und war einer der ganz frühen Märtyrer der Kirche und einer der ersten Bischöfe der Stadt Antiochia in Syrien (heute Türkei). Zeitgenossen beschreiben Ignatius als einen brennenden Prediger – nicht ohne Grund das Feuer lat. ignis im Namen. Er liebte Jesus Christus glühend, hatte nur den Wunsch, Ihm nahe zu sein. Darum sehnte er das Sterben um seines Glaubens willen regelrecht dabei. Die Gefahr bestand; wer sich damals öffentlich als Christ bekannte und den Kaiserkult verweigerte, galt als Staatsfeind. Und als man Ignatius dann wegen seines Glaubens gefangen nahm und nach Rom zur Hinrichtung brachte, flehte er die dortigen Christen per Brief an, sein Martyrium auf gar keinen Fall zu verhindern. Er sah sich selbst als Weizenkorn Gottes, konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als durch den Tod hindurch zu Christus zu gehen, im Leiden eins mit Ihm zu werden, in die Einheit Gottes hineinzusterben. So wurde Ignatius im Zirkus von Rom den Löwen zum Fraß vorgeworfen.
Das mag heute schwer nachzuvollziehen sein. Ignatius ging es in alledem nur um eines: das Stichwort ist Wahrhaftigkeit. Wahrhaftig, wirklich Christ sein. Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung schrieb er einigen Gemeinden Briefe. An die Gemeinde in Magnesia, eine Stadt in der heutigen Westtürkei, schrieb er u.a.:
„So ziemt es sich also, nicht bloß Christ zu heißen, sondern auch zu sein“ (IgnMg 4).
Es gehört sich, nicht nur Christ zu heißen, sondern auch zu sein.
Und eine längere Version des Briefes ergänzt: „Denn es ist nicht das So-genannt-Werden, sondern das Wirklich-so-Sein, das einen Menschen zum Gesegneten macht.“
Nicht So-genannt-Werden, sondern Wirklich-so-Sein. Wie das Weizenkorn im Evangelium: es kann nicht nur so tun, als würde es sterben, nicht nur so genannt werden. Es muss wirklich so sein, ein sterbendes Korn. Sich ganz hergeben. Sich in die Erde fallen lassen, damit neue Saat aus ihm hervorgehen kann. Oder zermahlen werden fürs Brot. Schicht um Schicht muss absterben, Hülle um Hülle muss weichen, bis auf geheimnisvolle Weise aus dem Keim Neues wird.
Zurück zu Ignatius: nicht nur Christ genannt werden, sondern wirklich sein. Leidenschaftlich warnt er deshalb die Gemeinde in Magnesia, bloß „nicht in die Angelhaken leeren Glaubens“ (IgnMg 11) zu geraten. Glauben ist nicht das Glauben an leere Hüllen, sondern an den Keim, an Gott selbst.
Wir haben uns in den letzten Monaten sehr viel mit Gottesbildern beschäftigt, welches Bild wir uns von Gott machen. An wen glauben wir eigentlich? Immer wieder ging es mir dabei so, dass ich bei mir auf solche Hüllen stieß, schöne, fromme, blumige Beschreibungen für Gott. Und doch waren es nur Hüllen, Worte eben, vielleicht Ahnung, doch in sich leer, nicht Gott selbst, nicht Sein Keim, Sein Leben. Da sind bei uns allen so manche „Hüllen“ gefallen. Und ich persönlich stehe derzeit ziemlich ratlos vor dem, was jetzt übrig ist, was vielleicht der Keim ist (?), was sich so gar nicht greifen oder beschreiben lässt – wer ist denn dieser Gott nun eigentlich? Ich gestehe: ich habe keine Ahnung.
Trotzdem glaube ich, dass daraus auf geheimnisvolle Weise Neues werden kann. Dieses Den-alten-Vorstellungen-und-Bildern-Sterben, was wir erlebt haben und Sie / Ihr alle ganz gewiss auch schon in Eurem Leben, das würde für Ignatius von Antiochien wohl zum Wirklich-so-Sein des Christen dazugehören, zum wahrhaftigen Christ-Sein. Sich nicht nur Christ nennen lassen, sondern bereit sein, alles herzugeben. Auch die ganz privaten (Glaubens)Hüllen mit Christus sterben lassen. Wer das zulässt, der stirbt in Christus hinein, lebt in Ihn hinein.
Wow, was für ein Morgengruss… Vielen Dank!!!