13.09.14 – Endlich ins Outback

Abgelegen waren manche Orte bisher auch schon, doch nun bin ich endlich da, wo ich hin wollte: im Outback. Zu sehen ist es u.a. daran, dass die Roadtrains länger werden. Bisher auf dem Great Eastern Highway waren Längen von 35m erlaubt, ab Kalgoorlie (oder „Kal“, wie man hier einfach sagt) sind es um die 53m laut Beschilderung. Und promt kam mir etwas nördlich von Kal eine Zugmaschine mit 4 (in Worten: vier) Anhängern entgegen. Unglaublich, dass sich so ein Ding überhaupt noch steuern lässt!

Doch der Reihe nach. Die Nacht war warm, viel zu warm für meine beiden Schlafsäcke. Beim ausgedehnten Frühstück kam ich mit meinen Nachbarn ins Gespräch, die mit ihrem wunderschönen Oldtimer samt Zeltanhänger unterwegs zu einer Autorallye irgendwo im Wheatbelt sind. Die beiden oder vielmehr ihr Wagen waren natürlich die Sensation auf dem Campingplatz 😉 Für die Herren: Fotos gibt’s unten.

Anschließend hinein nach Kalgoorlie, wieder bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Eigentlich stand ich noch auf der Warteliste für die Touren durch die Super Pit Mine (da ich ja meinen Zeitplan etwas verändert habe und deswegen nur wenig Vorlaufzeit zum Buchen hatte), doch ich kam nicht mehr mit, alles ausgebucht und keine Absagen. Im Nachhinein bin ich gar nicht böse drum. So habe ich den Vormittag und Mittag gemütlich in der Zweigstelle des Western Australian Museum verbracht, einen wunderbaren und – da ich gleich nach der Öffnung da war – ungestörten langen Ausblick von dem dort aufgestellten Förderturm genossen und ganz viel über den Goldrausch hier gelernt. Zum Beispiel, wie das mit dem Goldwaschen ohne Wasser funktioniert. Übrigens weiß ich jetzt auch, warum die Golden Pipeline fürs Wasser „Golden“ heißt … nicht nur, weil Wasser an sich hier so kostbar ist, sondern weil damit manche mehr Geld verdient haben als mit dem Gold. Anschließend bin ich herumspaziert, habe viele schöne alte Häuser bewundert und die Kühle unter den schattigen Vordächern der Geschäftsstraße genossen – die ist deswegen so breit, weil da in früheren Zeiten Kamelkarawanen wenden mussten.
Die Fahrt zur Super Pit Mine, wo nach Gold gesucht wird, habe ich dann eben selbst gemacht. Von einem Aussichtspunkt blickt man in einen riesigen Schlund, und es scheint fast nicht möglich, dass dieser von Menschenhand geschaffen wurde. Doch ist es so … auch all die unvermittelt aus der Landschaft ragenden Hügel in der Gegend sind nichts anderes als Abraumhalden, die irgendwann in den letzten 150 Jahren entstanden. Doch diese spezielle Mine übertrifft alles. Für unseren Konsum, Schmuck, Technik reißt sie eine tiefe Wunde … Ich hätte gern etwas zum Thema Umweltschutz erfahren, denn in dessen Gegenteil sind die Australier wahre Weltmeister (keine Mülltrennung, keine Dieselfilter, wenig Schadstofffilter bei Industrieanlagen, zu jedem Einkauf gibt es gratis Unmengen an Plastiktüten, in die einem der Einkauf ungefragt verpackt wird, noch immer normale Glühbirnen usw. …) aber darüber gaben die zahlreichen Infotafeln, aufgestellt von der Minengesellschaft, natürlich keine Auskunft. Insofern wäre evtl. die Führung aufschlussreich gewesen.

Nach einem kleinen Einkauf habe ich die Stadt dann doch schon heute verlassen. Gern wäre ich zwar morgen, am Sonntag, in einen Gottesdienst gegangen, doch ich hatte noch gut zwei Stunden, um etwas Strecke zu machen, so dass ich mich dann doch für die Abreise entschied. Tagesziel heute: Ora Banda, ein ehemaliges Goldgräberstädtchen, dass heute eigentlich nur noch aus einem schrägen Pub und dessen Hinterhof besteht, auf dem sich viel Schrott, ein paar Cabins für Gäste und ein paar staubige Stellplätze für Camper befinden. Da stehe ich nun auch, direkt neben einem Herrn, der seit sieben Jahren hier lebt und auf Goldsuche ist. Er sei „lucky“, meinte er, sprach aber ansonsten nicht weiter darüber, was nahelegt, dass er irgendwo einen einträglichen Claim haben muss. Handynetz gibts keines, heute musste erstmals das Satellitentelefon herhalten. Dafür ausnahmsweise Strom fürs Auto, denn den haben sie hier, hergeführt auf abenteuerlich zusammengezimmerten Strommasten, die bestimmt noch aus den 1930er Jahren stammen.

Die Fahrt hierher ließ zum ersten Mal richtiges Outback-Feeling aufkommen. Wie gesagt, die Roadtrains machen ihrem Namen alle Ehre. Neben / auf der Straße grasen in aller Seelenruhe herumstreunende Rinder. Eingebrochene Minenschächte, nur notdürftig mit Flatterband abgesichert. Dann sah ich (aus dem Auto!) meine erste Schlange, wenn ich es richtig erkannt habe, die supergiftige Brown Snake, ein irres Vieh. Und schließlich der Abzweig nach Ora Banda, nur 27km von der Hauptstraße entfernt, davon aber ein großer Teil unbefestigte Strecke, eine ausgewaschene, staubige Sandpiste voller Löcher.

Im Garten des Pubs aß ich bei aufziehender Dämmerung zu Abend, einheimisch, der Hamburger war mit Roter Bete (das ist landestypisch, wieso, konnte mir noch keiner sagen, doch es schmeckt hervorragend), dazu ein kaltes XXXX(sprich „four ex“)-Bier, das tat nach diesem Tag einmal richtig gut. Dazu spielte aus den Lautsprechern, die den ganzen einsamen Flecken beschallen, u.a. „Santa Claus is coming to town“. Wie gesagt, ein schräges Etablissement. Doch es war so herrlich unter dem kühler werdenden Abendhimmel, dass ich wie so oft in den letzten Tagen wieder einmal nur staunen konnte, wie schön dieses Land wirklich ist. Die Städte finde ich nicht so spannend, doch diese unglaubliche Weite, die schönen Farben des Landes rühren mich sehr an.

Bilder:
1.-2. Oldtimer-Fotos für die Herren
3.-11. Western Australian Museum Kalgoorlie (und Blick in die berühmte Hannan Street)
12. Schnappschuss am WA Museum für jemanden, dem ich sehr dankbar bin
13. In der Hannan Street
14.-15. Super Pit Mine
16.-17. Wieder was für die Technikbegeisterten: ausgediente Minenfahrzeuge
18.-21. Unterwegs nach Ora Banda
22. Blick aus meinem Campervan in die abendliche Stille (Musik am Pub ist aus)

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