14.09.14 Ghost Towns & Gravel Roads

Nach einer sehr stillen Nacht, die erst nicht abkühlen wollte, verließ ich Ora Banda heute recht früh in Richtung Menzies. Weil ich ein wenig Strecke sparen wollte, wählte ich den kürzeren Weg, der über einen guten Teil der Strecke über unbefestigte Wege führte. In der kühlen Morgenstimmung, unter diesem so unglaublich blauen und weiten Himmel purer Genuss. Nur die Natur, an der ich mich nicht sattsehen kann, und ich und mein lautes Auto – wenn letzteres schwieg, waren viele Vögel, der Wind und die Stille zu hören. Dazu am Wegesrand Wildblumen, blühende Büsche und Bäume, ein kleiner Leguan … hach :-))

Meine Reise führte mich heute durch die Region der Northern Goldfields, die sich besonders durch die vielen Geisterstädte auszeichnet. An so manchem Ort entstanden Ende des 19. Jahrhunderts große, prosperierende Städte, nur um wenige Jahre oder Jahrzehnte später wieder zu verschwinden, teils nahezu spurlos. Einer dieser Orte liegt an der unbefestigten Straße nördlich von Ora Banda und nennt sich paradoxerweise Siberia. Neben ein paar Hinweisschildern ist immerhin noch der kleine Friedhof teilweise erhalten. Schon merkwürdig, so mitten im Nirgendwo. Doch so unbelebt ist es da gar nicht. Überall an der Straße wiesen sehr aktuelle, teils phantasievoll gestaltete Warntafeln auf abgesteckte Goldgräber-Claims hin und drohten jedem mit drastischen Strafen, der dort illegal nach Gold sucht. Und das ist hier durchaus ernst gemeint!

Der Rest der unbefestigten Strecke nach Menzies war weniger angenehm zu fahren. Teilweise bestand der Weg nicht mal mehr aus Schlaglöchern, sondern war weggebrochen und ausgewaschen. Hier hatte der Allradantrieb gut zu tun. Seitdem ist alles im / am Wagen mit feinem, rotem Staub überzogen. Kleine Einstimmung auf die nächsten Etappen, wo es ausschließlich Gravel Roads, das heißt: geschotterte (oder auch sandige) Straßen gibt.

Menzies gehört auch zu den Geisterstädten, und im Gegensatz zu vielen anderen ist dort noch einiges erhalten, wohnen sogar noch eine Handvoll Menschen dort. Dort gab man mir den Tipp, ich dürfe keinesfalls an Kookynie vorbeifahren, auch eine Geisterstadt. Von „Vorbeifahren“ kann bei 50km Umweg zwar keine Rede sein, aber ich fuhr dennoch hin. Auch dort leben noch ein paar einsame Menschen zwischen lauter Ruinen. Im Pub, das erstaunlich gut besucht war und für das viele in der Gegend eine weite Anreise auf sich nehmen, kam ich mit einigen Reisenden und der netten Wirtin ins Gespräch, bevor ich dann die Ruinen erkundete. Kookynie ist übrigens der erste Ort in den Goldfields, der ein eigenes Schwimmbad hatte, mitten in der Wüste.

All diese Geisterstädte stimmen recht traurig, und führen einem unmissverständlich vor Augen, wie vergänglich alles von Menschen Erschaffene ist. Die Natur siegt letztlich. Die Stille zwischen den Überresten, nur den Wind hören zu können und nichts sonst, empfand ich zum Teil wirklich bedrückend. Wie heißt es doch in diesem einen Lied „Gib mir was, irgendwas, das bleibt“. Gold und Geld können es nicht sein.

Danach, es war schon Nachmittag, fuhr ich über Leonora nach Laverton, an einem großen Salzsee vorbei, später durch ein Gebiet mit vielen aktiven Nickel- und Kobaltminen. Känguruhs habe ich übrigens lebendig leider noch nicht gesehen, nur tot auf / neben der Straße 🙁 Dafür aber eine stattliche Schar Adler, bestimmt fünf oder sechs große Tiere, die an einer Stelle auf einem abgestorbenen Baum saßen. Leider konnte ich den Wagen nicht für ein Foto anhalten, doch es war wirklich ein imposantes Erlebnis!

Und nun sitze ich also in Laverton, dem letzten Städtchen vor Alice Springs, über 1500km entfernt. Dazwischen liegen einige für Besucher meist gesperrte Aboriginal-Communities, ein paar Roadhouses, eine Wetterstation, die Olgas und der Ayers Rock. Ansonsten viel Weite, Einsamkeit und Natur. Nachdem ich morgen früh noch ein paar Besorgungen machen und ein kleines Museum besuchen werde, ohne das man von hier nicht fortfahren darf, breche ich auf in Richtung Tjukayirla.

Ich weiß nicht genau, wann und wo ich vor der Siedlung am Ayers Rock wieder Handynetz haben werde, deswegen kann ich auch nicht sagen, wann hier wieder etwas erscheint. Schreiben werde ich schon, das hilft mir abends immer gut dabei, den Tag revuepassieren zu lassen. Ggf. lest Ihr es dann ein paar Tage später 😉 Schon jetzt ganz lieben Dank allen, die hier oder auf anderen Wegen Rückmeldungen geben und so ihre Verbundenheit zeigen! Schön, dass es Euch gibt!

Bilder:
1. Pub von Ora Banda (zählt eigentlich auch zu den Geisterstädten)
2.-7. Weg nach Siberia
8.-9. Siberia
10.-11. Weg nach Menzies

3 Gedanken zu „14.09.14 Ghost Towns & Gravel Roads“

  1. Liebe Joey!
    Deine Reise klingt wirklich spannend. Mit Deinem Bericht kann man nachverfolgen, wo Du Dich rumtreibst.
    Gute Fahrt – alles Gute – Gottes Segen.
    Wolfgang

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  2. Hallo Joey! Eben haben ich mir mal Deine Reise-Route auf der Karte angesehen.Du hast ja schon richtig km hinter dir. Mit dem Satelitenbild konnte ich genau sehen wo du heute steckst. Das es da kein Empfang gibt, kann ich mir vorstellen. Also, bleib´behütet! Katharina

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