15.09.14 Rough Tracks

Heute Aufbruch in Laverton, nicht ohne vorher in der Explorers Hall of Fame vorbeigeschaut zu haben. Allerdings lohnte es nicht besonders, schade. Dann noch rasch im örtlichen Postladen alle vorhandenen Briefmarken (exakt 17) für Postkarten nach Europa aufgekauft, getankt, ersten Preisschock bekommen – der Diesel kostete hier schon 1,89$ pro Liter, bisher habe ich gut 0,40$ weniger bezahlt.

Nach all diesen Vorbereitungen bin ich dann gegen 10.30 losgekommen und kurz hinter Laverton in Richtung Grenze zum Northern Territory abgebogen. Nach wenigen Metern endete der Asphalt. Auf schlechte Wegstrecke hatte ich mich eingestellt, doch das, was mich für die erste Hälfte der gut 300km langen Tagesetappe erwartete, darauf war ich nicht vorbereitet. Am besten hätte man die Strecke wohl mit einem Bulldozer befahren. Die „Straße“ bestand fast nur aus tiefen festgebackenen Fahrrinnen, teils sehr tief, die kreuz und quer verliefen. Ich wusste nicht, wie ich da fahren sollte, bin trotz des aus allen Fugen ächzenden und gefährlich schwankenden Wagens weiter vorangeschlichen mit oft nicht mehr als 20, 30 auf dem Tacho. Zwei Einheimische überholten mich deutlich zügiger, was ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht verstehen konnte. Gegen Mittag war ich so mies gelaunt, dass ich ernsthaft erwog, das ganze Unternehmen abzublasen und über den deutlich längeren, aber asphaltierten Weg nach Cairns zu fahren. Das einzige, was mich davon abhielt, war die Aussicht, dass ich dann noch einmal über die ersten extrem schlimmen Kilometer dieser Ruckelpiste müsste. Und das wollte ich erst recht nicht, zumal mein Tourenbuch eindeutig bessere Adjektive für die späteren Straßenzustände benutzt (für diesen ersten Teil heißt es aber tatsächlich heavy corrugations, was die Realität nur unzureichend beschreibt). Also habe ich murrend mein Auto umgepackt, all das schwere Gepäck aus dem kleinen Alkoven heraus nach unten verfrachtet, und hatte auf dem weiteren Weg schon ein deutlich besseres Fahrgefühl. Mit dem hohen Dachaufbau liegt der Wagen eben anders auf der Straße als ein normaler Landcruiser. Auch die Straße wurde zusehends annehmbarer, so dass ich mich trotz noch immer teils gefährlicher Spurrinnen auf ein Reisetempo von 80km/h hocharbeiten konnte. Dennoch wurde ich von den paar Einheimischen, die hier unterwegs waren, noch überholt – von einer Polizeistreife sogar dreimal, weil sie mich nach Stopps stets wieder einholte. Beim dritten Mal grinsten die Beamten … was die gedacht haben, ahne ich. Doch mehr Geschwindigkeit habe ich mich einfach nicht getraut, habe eh schon Hochachtung vor meinen Reifen, die das alles so mitmachen! Gegen 16.30 kam ich endlich fix und fertig am Tjukayirla Roadhouse an (kein Foto von dort, denn rund um die Roadhouses herrscht Fotoverbot, sie gehören Aboriginal-Communities). Die Kraft reichte gerade noch fürs Abendessen, auf das ich eigentlich gar keinen Hunger hatte. Um 18.30 kurz nach Einbruch der Dunkelheit lag ich im Bett, nichts ging mehr, Muskelkater in den Schultern, zahlreiche Prellungen, Müdigkeit von der dauernden hohen Konzentration, super schlechte Laune, die mich selbst annervte, und die Frage: wieso bin ich nur auf die Schnapsidee dieser Tour gekommen, wo ich doch auch gemütlich mit allem Komfort herumreisen könnte wie fast alle anderen Touristen???

Doch es gab in allen Herausforderungen auch wunderschöne Erlebnisse an diesem Tag. Dazu gehören mehrere Begegnungen mit einer Art von Papageien, besonders auch an einem der jahrtausende alten Wasserlöcher (gnamma holes genannt), sowie der Ausblick auf eine atemberaubende Landschaft, Klippen und Canyons. Wie schön kann ein Land eigentlich sein? Und wie wenige Menschen können letztlich diese Schönheit sehen?

Traurige Anblicke gab es aber auch. Ich fuhr durch die Aboriginal-Community Cosmo Newbery, eine der wenigen, die nicht für Reisende gesperrt ist. Schon lange vor dem Ortseingang wiesen große Schilder auf das Alkohol- und Fotografie-Verbot hin. Gleich am Ortseingang winkte mir eine Gruppe Kinder zu 🙂 Das war das einzig schöne an diesem trostlosen Ort. Die meisten Häuser, aus rohen Steinen gezimmert, befanden sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, die Grundstücke waren mit Schrottautos und Müll übersät, die Menschen wirkten lethargisch und heruntergekommen. Das ist ein Ergebnis der Kolonial- und Missionsgeschichte Australiens, wenn man Menschen eine ihnen fremde Kultur zwangsweise überstülpt, sie womöglich noch im Namen der Religion zu „zivilisierten Menschen“ machen will …

Bilder:
1.-2. In Laverton
3. Kilometerangaben am Ortsausgang von Laverton
4. Am Deeba Gnamma Hole, die Vögel sind Galahs, eine Papageienart
5. Kleiner Eindruck von der Straßenbeschaffenheit, und das war nur eine recht harmlose Stelle, von den ganz schlimmen habe ich keine Bilder gemacht, da war ich mit Fahren ausgelastet
6.-7. Jindalee Breakaway, die Bilder können die wirkliche Schönheit dieser Landschaft kaum einfangen
8. Claypan Well, eine Windmühle zur Wasserförderung, an der auch viele Vögel zu sehen (und zu hören!) waren
9.-10. Bessere Straßenabschnitte und Landschaft nahe Tjukayirla, bei 9. sieht man links neben der Straße das gelbe Hinweisschild, dass dieser Abschnitt auch als Landebahn genutzt wird

1 Gedanke zu „15.09.14 Rough Tracks“

  1. Leider scheint es mit den Posts nicht zu klappen. Ich versuche es jetzt noch einmal.
    Liebe Grüße von deinem Schreibtisch und aus deinem Sessel 🙂
    Deine Bilder sind faszinierend, weiter so!

    Claudia

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