Perth, 2. Runde

Gestern morgen frühstückte ich in einem kleinen verrückten Cafe, dessen Mobiliar aus Sperrmüll bunt zusammengewürfelt ist und in einem witzig bemalten Raum mit rohem Betonboden steht. Dazu einige ebenso aus dem Rahmen fallende junge Frauen, die ungewöhnliche, äußerst leckere Frühstückskreationen zaubern. Leider war ich heute zu spät dran, doch vielleicht schaffe ich es morgen noch einmal. Es gibt nämlich auch einen kleinen Garten im gleichen Stil, der sehr einladend aussieht – vorausgesetzt, es wird wärmer und trockener.

Auf jeden Fall begann mein Tag auch heute wieder mit der Werktagsmesse in einer nahegelegenen Kirche, die erstaunlich gut besucht ist und scheinbar nur der Auftakt für das vielfältige soziale Leben des Tages. Gesungen wird nicht, gestanden auch so gut wie nicht (und gekniet schon mal gar nicht), stattdessen findet der Gottesdienst werktags in einer kleinen Seitenkapelle mit Wohnzimmercharakter und sehr bequemen Sesseln statt.

Im Anschluss, da ich heute wacher war, habe ich das Western Australian Museum besucht. Die Tiersammlungen kamen offen gestanden zu kurz (dabei war besonders die mit den Schmetterlingen ein wahres Paradies), dafür hat mich die Sammlung über die Geschichte der Aborigines über Stunden gefesselt. Auch dies wieder, wie gestern, eine Besichtigung mit nachdenklichem Ausgang. Neben den Riten, Geschichten und Mythen der verschiedenen Aborigines-Stämme war ausführlich dokumentiert, wie sich mit Ankunft der Weißen alles veränderte, wie es zwar von Einzelnen immer wieder den Versuch gab, die Gleichheit aller Menschen durchzusetzen, jedoch insgesamt die eigentlich Einheimischen allem beraubt wurden, was man einem Menschen nehmen kann: Land, Würde, Familie, Religion, Identität, Freiheit, Unversehrtheit. Schade, dass so wenige Besucher den Weg in dieses Museum finden … es müsste eigentlich Pflicht sein, so ähnlich wie in Israel Yad Vashem, denn nur dann ist vieles zu verstehen, was einem hier begegnet.

Später war ich noch ein wenig in der Stadt bummeln und gegen Abend im Kings Park, zu spät für den botanischen Garten, der ist hoffentlich morgen noch unterzubringen. Vor allem die Wildblumen sollen sehenswert sein.

Nach meiner noch sehr mäßigen Motivation in den letzten Tagen ist inzwischen meine Lust auf die Tour in die Wüste wieder erwacht. Um es jedoch etwas entspannter angehen zu lassen, werde ich den Umweg nach Albany ausfallen lassen, zumal ich mir habe sagen lassen, dass dieser große Umweg nur bei schönem Wetter wirklich lohnt. Also keine Wale und kein Segeln, dafür mehr Ruhe. Und morgen wahrscheinlich ein (für australische Verhältnisse) klitzekleiner Umweg nach New Norcia, das wird hier als Geheimtipp gehandelt.

Bilder:
1. Western Australian Museum (ja, es war so düster heute früh)
2.-8. Aus der Sammlung über Aborigines-Geschichte
9.-13. Gegensätze der Stadt

Schreibe einen Kommentar