Langsam wird’s wirklich alltäglich – in einem guten Sinne. Ich finde mich zunehmend mehr zurecht. Die Verwirrungen der ersten Tage sind vorbei: die Namen gelernt, der Körper mehr ans frühe Aufstehen gewöhnt, inzwischen geht der Griff gezielter zur Besteckschublade oder an den richtigen Lichtschalter, und die meisten Tischgebete (die nicht an jedem Wochentag gleich sind) können wir auch schon auswendig. Unnötig zu erwähnen, dass die Anspannung dadurch nachlässt (darum hat mich vielleicht auch in den letzten Tagen eine Grippe eingeholt). Langweilig wird’s dennoch nicht 🙂 Diese Woche wurde hier das Patrozinium von Kirche und Bildungshaus gefeiert. Einen Tag feiern kann jeder! Deswegen fand hier gleich ein (fast klassisches) Triduum zu St. Martin statt. Der ist nämlich der Patron von Pfarrkirche und Bildungshaus. Korrekterweise muss gesagt werden, dass er nicht der Patron vom Kloster ist, das ist nämlich dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Doch da das sowieso kaum einer weiß (und über eine Änderung nachgedacht wird), wird der Hl. Martin einfach als Patron für alles bezeichnet. Folglich gab es am Sonntag schon den Martinsfestgottesdienst in der Pfarrkirche, Montag dann die Martinsfeier für die Mitarbeiter des Hauses, ganz bayerisch mit Weißwurst, Brezeln und Kartoffelsalat, und Dienstag schließlich den eigentlichen Festtag, der für uns zumindest zur Hälfte arbeitsfrei war, wie auch schon der Montag. O-Ton Magistra „Sie sollen doch was vom Fest haben!“
Der Garten hat trotz meines Einsatzes dort bislang keinen Schaden genommen. Im Gegenteil: am Montag bekam ich sogar ein dickes Lob von einer in Gartendingen sehr versierten Schwester fürs gute Beschneiden der Rosen. Ich, die da zuvor absolut keine Ahnung hatte, aber man ist ja lernfähig! Ansonsten bestand ein Großteil der Arbeit in dieser Woche aus dem Herunterschneiden irgendwelcher Sträucher und japanischen Bambus(?)gewächse für den Winter, was zumindest bei letzteren sehr mühevoll war, Laubrechen und Unkrautjäten. Es ist schön, draußen zu sein, und die ruhige Arbeit tut mir gut. Bald geht’s an die Advents- und Weihnachtsdekoration des Hauses … das wird dann eher drinnen stattfinden. Bin schon gespannt, wann der erste richtige Schnee kommen wird. In den Alpen ist er schon ziemlich weit runter.
Dann war in dieser Woche noch das Wahlkapitel für die neue Priorin. Fast alle Schwestern mit ewiger Profess waren daher zwei Tage im Mutterhaus, und so blieben nur wir fünf „Küken“ und fünf sehr alte Schwestern zurück. Wir hatten viel Spaß miteinander, haben einander nochmal ganz anders kennengelernt und es genossen, einfach die Tische im Refektorium zusammenzuschieben und an einer großen Tafel zu sitzen. Geschwiegen wurde auch nicht beim Essen. Jaja, wenn die Katzen aus dem Haus sind, tanzen die Mäuse … Nur im Chor war es etwas leer und dünne ohne die anderen, so dass es schon gut ist, wieder vollständig zu sein.
Überhaupt, das Stundengebet ist ein ganz eigenes Thema. In Bezug auf Gäste. Eher wenige kommen dazu, da die meisten Hausgäste zu festen Gruppen mit eigenem Programm gehören. Die meisten derer, die den Weg in die Kapelle finden, sind super! Sie haben ein Gespür dafür, lieber erstmal zuzuhören und zu schauen, wie es geht. Oder sie fragen und lassen sich helfen. Oder sie waren schon einmal da und kennen sich aus. Und dann singen sie mit und es passt, egal ob der Ton nun schief ist oder sonst etwas falsch. Aber sie sind einfach ganz dabei. Das ist wirklich schön und es macht Freude zu sehen, wie gut das vielen tut!Ein paar Gäste aber stellen Geduld und Gutmütigkeit ganz schön auf die Probe. Sei es, dass sie permanent laut, falsch und viel zu schnell / langsam singen oder sprechen, womöglich noch zeigen wollen, dass sie es können oder gar besser können; sei es, dass sie konsequent zu spät kommen, dann aber laut raschelnd ihre Plastiktüten sortieren oder mit Klackerschuhen betont leise (was es meist nur lauter macht) herumlaufen; sei es, dass sie neugierig die Bücher an unseren Plätzen in der ersten Reihe nicht nur anschauen, sondern auch herausnehmen und darin blättern. Letzteres ist besonders ärgerlich, denn da stehen bei vielen neben den Antiphonalen auch private Büchlein, zum Teil mit persönlichen Notizen. Beliebt ist es auch, wenn die Türen zu den Räumen mit „Privat“-Aufschrift versehentlich einen Spalt offenstehen, einfach mal hineinzuschauen, aber auf Ansprache, ob man ihnen helfen könne, – direkt neben dem Wegweiser zur Kapelle stehend – zu sagen, dass sie die Kapelle suchten 🙁 Oder alle „Privat“-Schilder im Garten zu ignorieren und einfach in den Klausurteil zu gehen. Etwas mehr Respekt wäre wunderbar!
Ich will kein Plädoyer gegen Gäste halten, ganz im Gegenteil, denn es ist wirklich schön mit ihnen und ich denke, es ist Teil der missionarischen Aufgabe, dass sie hier ihren festen Platz haben. Nur die schwierigen, die in dieser Woche recht zahlreich waren, haben mir gezeigt, wie schwer der Spagat zwischen der sinnvollen Öffnung und Gastfreundschaft und dem Leben einer Gemeinschaft manchmal sein kann. Inzwischen habe ich größtes Verständnis dafür, dass hier konsequent kein Gast, auch nicht Eltern, engste Freunde oder Kandidatinnen, in die Klausur darf. Vielleicht müsste mehr erklärt werden, für mehr Respekt geworben werden, ich weiß es nicht. In den Gästezimmern liegen Informationen, ob sie gelesen werden? Oder ob es einen anderen Weg bräuchte?
Ich muss arg schmunzeln! Wie sich unsere Erst- Erfahrungen doch ähneln (Gartenarbeit: der erste erfolgreiche Rosenschnitt! Jeah! / Privatsphäre vs. Gastfreundschaft…).
Klingt schon stark nach Identifikation = ). Grüße aus dem Hohen Norden! Und bis ganz bald…