Der kleine Unterschied

Aus Anlass des 70. Todestages von Dietrich Bonhoeffer hat P. Albert von der Abtei Kornelimünster einen spannenden Versuch unternommen, Bonhoeffers berühmtes Gedicht „Wer bin ich“ ganz persönlich zu übersetzen: Dietrich Bonhoeffer, Wer bin ich?

Er sagt selbst, dass seine Übersetzung für manchen Leser sicher schwer zu schlucken ist, desillusionierend sein mag. Ja, die „Gemeinschaft der Heiligen“ im Kloster ist manchmal so, wie er es dort beschreibt. Mangelhaft, unbarmherzig, kleinkariert, müde. Der Liebe und des Geistes Gottes bedürftig wie alle anderen auch. Ein Kloster ist kein Wohnort von Heiligen. Kein kuscheliges Nest, um der bösen Welt da draußen den Rücken zu kehren. Jeder bringt sie mit, die unerlöste Welt, die danach lechzt, dass doch wenigstens einer ihren Durst stillt.

Was macht dann noch den Unterschied? Warum dann im Kloster leben, wenn es doch keinen Deut besser ist als „da draußen“? Eine ganz persönliche Antwort von mir, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit: weil hier Menschen leben, die – auch wenn sie immer wieder am Ideal scheitern – sich zumindest ehrlich bemühen, dass ihr Mangel, ihre Unbarmherzigkeit, Kleinkariertheit und Müdigkeit nicht das letzte Wort haben. Ob es klappt? Manchmal. Doch mit der Bereitschaft, immer wieder nach dem zu suchen, was Gott für uns will, erstaunlich oft. Vielleicht ist insofern ein Kloster doch auch ein heiliger Ort. Wenigstens ein bisschen.

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