Es wird ernster …

schleier-hinten… denn das Noviziat naht. Heute war ich wieder in unserer Schneiderei. Drei meiner vier Kleider, die ich mit der „Einkleidung“ bekommen werde, sind schon fast fertig. Alles muss anprobiert werden, die Kleider, das sonstige Equipment, das schwester so braucht – Unterkleider, Schleier, Unterschleier, etc. 

Das erste Mal im kompletten Gewand vor dem Spiegel stehen, war sehr befremdlich. Da stand plötzlich so eine Schwester im grauen Kleid und weißen Schleier mir gegenüber. Es dauerte einen Moment, bis ich mich selbst darin erkannte 😉 Von der Novizin vor mir wusste ich, dass sie die Erfahrung gemacht hat, wie sehr einen gerade der Schleier verändert. Ebenso erging es mir. Aber es schaut gut aus, finde ich, durchaus zum dran gewöhnen! Unsere Priorin sagte mir mal, als ich zu „Kloster auf Zeit“ hier war, dass im Habit eigentlich jeder gut ausschaue. Stimmt. Auch wenn die Sachen ganz gewiss nicht als modisch durchgehen können, so sind sie doch auf ihre Weise zeitlos schön und feminin. Könnte also schlimmer kommen 😉

Ein spannender Moment, so eine erste richtige Anprobe! Es war so schön, dass die Schwestern im Nähzimmer so stolz waren, diesen Augenblick mitzuerleben. Sie haben eine Menge Arbeit mit so einer neuen Komplettausstattung, doch die Mühe lassen sie überhaupt nicht spüren, nur die aufgeregte Mitfreude, dass da jemand Neues sich entscheidet weiterzugehen. Und aufgeregt waren wir alle …

Denn die Kleidung ist ja nicht der einzige Punkt, der sich ändern wird. Nur der sichtbarste. Doch dann ist da noch der Name – und die Anrede. Ab dem Tag des Noviziatsbeginns kommt ein „Schwester“ vor den Namen, den ich mir ausgesucht habe. (Zumindest für all jene, die mich im klösterlichen Kontext kennen … Familie und Freunde dürfen und sollen von meiner Seite aus unbedingt bei meinem Taufnamen bleiben.) Und dann beginnt ja auch das sog. kanonische Jahr, eine Zeit des verstärkten Rückzugs. Im Gegensatz zu manch anderen Gemeinschaften sind hier Telefon, Internet und Post in dieser Zeit nicht untersagt, doch eine gewisse Reduzierung findet schon statt. Ebenso wie bei Besuchen, die in dieser Zeit nicht stattfinden sollen. Wenngleich es aus guten Gründen Ausnahmen gibt – und eine solche habe ich auch schon erlaubt bekommen (da Besuch aus Übersee). Und ebenfalls entfällt im kanonischen Jahr die Möglichkeit, Urlaub außerhalb zu machen. Urlaubswochen (in denen ich keinerlei Pflichten habe) werde ich Ende August haben, aber ich werde sie hier oder im Mutterhaus verbringen. Ansonsten weiß ich noch nicht so genau, was auf mich zukommen wird, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich nur noch halbe Tage arbeiten werde und der Rest der Zeit für Studium und Gebet bleibt.

Vorher geht es aber erst einmal in Exerzitien. In der nächsten Woche breche ich auf zu einer Zeit ganz für mich. Fern aller kirchlichen Einkehrhäuser etc. werde ich die Zeit in einer schicken Ferienwohnung verbringen, einen eigenen Balkon mit schönem Ausblick und – ein echtes Highlight, wenn man sonst immer bekocht wird – eine eigene Küche haben :-)) Und ansonsten eben Ruhe ohne jede Ablenkung, Zeit zum Nachdenken, Beten, Spazierengehen, Schreiben haben. Darauf freue ich mich sehr!

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