Die Nacht in Tobermorey war laut. Diese Galahs schnatterten die gesamte Zeit, zwar mal leiser und weniger, jedoch hörten sie nie auf. Müssen diese Vögel nachts nicht schlafen? Außerdem ratterte unweit der Wiese der Dieselgenerator die ganze Nacht hindurch (woanders werden die Dinger um 22 Uhr ausgeschaltet). Da die sanitären Anlagen auf der Farm der Rede und des Besuchs nicht wert waren (zimperlich zu sein kann man sich auf so einer Tour nicht leisten, doch diese Zustände gingen wirklich gar nicht), fiel die Dusche aus 🙁 Umso früher ging der Start auf die Strecke, vor der gestern das sympathische Warnschild stand „4WD only“. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, denn meist waren solche Hinweise berechtigt. Jedoch: die Wegstrecke war passabel, ab der Grenze zu Queensland sogar einigermaßen gut!
Die Landschaft gehört jetzt zur Grenzregion zwischen den Mitchell Grass Downs und dem Channel Country, das so heißt, weil es von unzähligen Kanälen durchzogen ist, die bei Regen Wasser führen, so dass man dort dann für z.T. lange Zeiten nur per Boot weiterkommt. Der Boden ist recht weich und oft endet der Blick über dem gelblich-braunen Gras am Horizont. Wenig oder keine Bäume, kein Schatten, nur sanfte Hügel, nicht mehr die schroffen Felsen – diese Weite schwankt zwischen schön und unheimlich. Am spannendsten ist es aber, einfach mal eine Zeit die Geräusche der Weite zu erlauschen. Den Wind wahrzunehmen, der zwar kräftig ist, aber leiser zu sein scheint als anderswo. Das ununterbrochene leise rauschende Flüstern des Grases. Und dazu der Duft des trockenen Grases.
Nach dem trockengefallenen Georgina River folgte ich einem Geheimtipp und fuhr vom Weg ab einem kleinen Pfad nach, der zu einer tiefen Stelle führte, wo der Fluss nicht ausgetrocknet ist. Dieses Paradies inmitten der dürren Weite war der Höhepunkt der gesamten Reise!!! Allein dafür hat sich jeder Weg gelohnt. Am Ufer fanden sich große, alte silver paperbark-Bäume, Rinder der umliegenden Weiden kamen zum Abkühlen und Trinken, neongelbgrüne Schmetterlinge schwirrten umher, ein paar Libellen, und tausende Vögel (crested pigeons, Wellensittiche, hooded robins, butcherbirds, verschiedene Finkenarten, Galahs, Kakaduarten wie der little corella oder der Major Mitchell cockatoo, …) tauchten das kleine Stück Fluss in ein Meer von Gesang. Viele Stunden habe ich dort verweilt, erst nur in staunendem Hören und Schauen, später wurde der Klappstuhl rausgeholt und im Schatten entspannt und gelesen. Es war so unsagbar schön dort, dass ich mich nur mit Mühe von diesem Ort wieder losreißen konnte. Wenn es ein Paradies auf der Erde gibt, dann da! (leider ließen sich wieder viele Vogelarten nicht aufs Foto bringen, weil sie zu flink umherflogen, aber ich habe einige Audioaufnahmen gemacht)
Demgegenüber war der Rest der Strecke nach Boulia nicht mehr umwerfend. Das Gras machte z.T. kleinerem Buschwerk Platz, blieb aber herb und öd, sodass es mit Erleichterung verbunden war, als Zeichen der nahenden Zivilisation auftauchten.
Bilder:
1.-2. Tobermorey Station
3. Grenze zu Queensland
4. Ein sog. cattle grid, ein Rindergitter, das den gleichen Zweck wie die Tore erfüllt, aber überfahren werden kann (doch darüberlaufen ist auch für einen Menschen nur mit Vorsicht möglich)
5.-9. Weite
10. Georgina River (eine der besseren Brücken)
11. Der ausgetrocknete Teil des Flusses, und
12. der tiefere Teil mit paperbark tree im Vordergrund
13.-14. Kakadus auf einem toten Baum und im Flug
15.-16. Rindertränke
17.-18. irgendwo im Nirgendwo
19. Infoschild, als Asphalt wieder anfing (nahe Boulia)
20. Origineller Wegweiser zu einer Farm
21. Mutter mit Kind, ließen sich von mir kaum stören
22. Umland von Boulia
23.-24. Vor bzw. an der Kreuzung der Highways kurz vor der Stadt