Die Adventszeit ist schon mehr als zur Hälfte herum. Entsprechend viel gibt es in der Vorbereitung auf die Festtage zu tun, Schmücken, Gesangsstunden etc. (private Weihnachtspost habe ich noch nicht mal angefangen zu erledigen). Heute wurden die Christbäume geliefert, Krippen werden aufgebaut, überall Kerzen etc. Es ist schon schön hier! Dennoch hat ein klösterlicher Advent – zumindest hier – wenig Beschauliches an sich, wie einer meiner Freunde neulich in einem Brief vermutete … es ist auch sehr alltäglich und stressig. Am Sonntag ist hier Silberprofess einer Schwester, eine große Feier mit vielen Gästen, auch einem Kardinal. Entsprechend drehen hier manche schon jetzt auf. Nächste Woche stehen, Gott sei Dank, einige stille Tage an, während denen auch das Gästehaus geschlossen ist. Das wird ein letztes Durchatmen vor dem Fest und Jahreswechsel. Zu beiden werden viele Gäste erwartet, die bewusst mit dem Konvent die Tage verleben wollen. Es wird also sehr voll werden in der kleinen Kapelle. Anfang letzter Woche waren wir zum ersten Mal beim „Würzburger Noviziatskreis“, einer ordensübergreifenden, ökumenischen (jawohl!) Ordensausbildung. Neben vielen neuen lieben Menschen, die wir kennenlernten, ist dort auch eine ganz liebe Freundin aus Vikariatszeiten dabei, samt ihrer Noviziatsleiterin, ich natürlich auch kenne – denn in (nun) „ihrem“ evangelischen Kloster waren wir damals zusammen zu Einkehrtagen. Dass uns die Klosterausbildung, trotz inzwischen verschiedener Konfessionen und vielen hundert Kilometern Entfernung, für ein Jahr wieder zusammenführt, ist ein wunderbares Geschenk! Und hat ein bisschen was von Vikariatskurs-Revival 😉 Ansonsten, hm, mal überlegen – Winter ist seit zwei Wochen angekündigt, nur Schnee haben wir immer noch keinen bekommen. Gesehen schon, die Alpen sind in Sichtweite und gut weiß. Aber bei uns ist immer noch, ja, was? – Spätherbst? Frühwinter? Zumindest sowas Ähnliches, es ist für meinen Geschmack viel zu kalt. Erwähnte ich schon, dass ich zurück in die australische Sonne will?!
Jenseits des Wetters fühle ich mich aber wohl! Wie weit die Eingewöhnung schon fortgeschritten ist, merke ich daran, dass ich mit geschlossenen Augen morgens in der Kapelle genau weiß, welche Schwester gerade die Kapelle betritt. Jede hat ihren eigenen Gang, ihre eigene „Musik“ beim Ankommen. Das ist ein gutes Bild fürs Ganze, denn die Gemeinschaft ist nicht uniform, auch wenn sie eine Uniform trägt. Jede ist ein Unikat, manche mit ein paar mehr Ecken, andere mit einigen weniger, aber einzigartig. Es ist also gut möglich, gemeinsam zu leben, gleiche Klamotten zu tragen, überwiegend gleiche Lieder zu singen und gleiche Gebete zu sprechen, und trotzdem (im positiven Sinne) eigenartig zu bleiben. Ganz leise wachsen die Beziehungen, nicht nur innerhalb des Konventes hier, sondern auch zum Mutterhaus. Es fühlt sich inzwischen auch so an, zu einer Gemeinschaft zu gehören bzw. in sie hineinzuwachsen. Heute fuhr ich mit einer alten Schwester zum Arzt, und während ich dort auf sie wartete, kam eine Schwester aus dem Mutterhaus herein, die ich jedoch bisher nur ein einziges Mal kurz gesehen hatte. Sie erblickte mich, strahlte und rief laut durch die ganze Praxis „Schwester!!! Wie schön!“, kam zu mir und umarmte mich. Ich hatte nicht mal erwartet, dass sie mich wiedererkennen würde, schließlich trage ich noch keinen Habit. Und selbst wenn, erst recht nicht, dass sie mich als „Schwester“ ansprechen würde, denn die bin ich ja noch nicht. Aber solche Formalitäten spielen an vielen Stellen kaum eine Rolle, wie man sieht. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau, was Euch interessiert, denn Alltägliches ist im Kloster auch nicht viel anders oder spannender als in anderen Lebensumständen. Aber vielleicht habt Ihr ja konkrete Fragen. Dann könnt Ihr mir gern schreiben oder hier kommentieren. Bild: meine kleine private Adventsecke. Ohne Kranz, davon gibt’s an anderen Stellen im Haus mehr als genug.